letztes Jahr hab ich mein Disco IIa als Womo umgemeldet und wollte euch den Umbau nicht vorenthalten. Die grobe Idee ist natürlich von anderen Konstruktionen hier im Forum inspiriert. :)
Dennoch hilft die Beschreibung hoffentlich dem einen oder anderen weiter. Der Umbau ist bestimmt nicht der Weisheit letzter Schluss, der Umbau hat meine Reiseanforderungen im Bezug auf Kosten/Nutzen am besten erfüllt.
Bilder kommen am Ende.
Meine Anforderungen waren die folgenden:
- Allgemeine Reiseanforderungen
- Wohnmobilausbau und Zulassung
- Rückrüstbarkeit zur PKW Zulassung
- Energiekonzept mit Zweitbatterie
- Modulares Konzept der Innenausstattung
- Geringe laufende Kosten (Versicherung, Steuer)
So siehts aus:
1. Allgemeine Reiseanforderungen
Die Benutzung als Reisemobil soll für zwei Personen möglich sein. Darum auch ein Schlafbereich für zwei Personen.
Für länger haltbare Essensvorräte eignen sich Lebensmittelkisten im Kofferraum (2*Obst- & Gemüsekasten 43-272). Für verderbliches wird ein Kühlschrank dienen. Der DOMETIC Coolfreeze CDF26 passt hinter den Fahrer-/Beifahrersitz und hat ausreichend Kühlvolumen. Außenmaße sind 455*280*600mm.
Ein Wasservorrat darf natürlich auch nicht fehlen für Koch- oder Hygienezwecke. Und wieder eignet sich der Platz hinter dem Fahrer-/Beifahrersitz um Kanister unterzubringen. Meine Wahl viel auf zwei Wasserkanister RELIANCE Aqua Tainer in der 26l Variante (gibts noch mit geringerer Bauhöhe mit 15l Volumen). Die beiden Kanister passen nebeneinander in den Fußraum der hinteren Sitzreihe.
Um eine private Zone im Innenraum zu haben und intime Momente vor neugierigen Blicken zu schützen, habe ich Tönungsscheiben von Solarplexius gewählt. Einziger Nachteil bei denen: Bei hoher Luftfeuchtigkeit (intime Momente) kondensiert Wasser im Spalt zwischen den Scheiben. Das bleibt dann mehrere Tage bis Wochen dort drin. Sieht unschön von außen aus. Durch die Scheibentönung erkennt man außerdem den Campingausbau des Fahrzeugs nicht und identifiziert dieses wiederum nicht als Wohnmobil bzw. Schlafplatz. So kann man an Orten übernachtet wo dies nicht erlaubt ist.
Als Sichtschutz von Vorne hab ich zwischen die B-Säulen und den Sonnenblenden ein Tuch gespannt. Fällt von außen kaum auf.
Das Umfüllen aus den großten Vorratskanistern (2*26l) in den kleinen Behälter ist schnell passiert. Leider schmeckt das Wasser nach >7 Tagen etwas nach Kunststoff aus dem Drucksprüher. Leider konnte ich nicht herausfinden aus welchem Kunststoff dieser gefertigt ist. Solange das Wasser im Drucksprüher schnell verbraucht ist, sehe ich keine Probleme.
Um die Trainkwasserqualitätr für die Reisen zu gewährleisten benutze ich ein Silberionenkonzentrat (Micropur MC 1'000 F). Konserviert das Trinkwasser bis zu 6 Monate.
2. Wohnmobilausbau und Zulassung
Laut Gesetzestext (Anlage XXIX zu § 20 Absatz 3a Satz 4 - EG-Fahrzeugklassen) sind folgende Änderungen für eine Eintragung zum „Sonder-Kfz. Wohnmobil über 2,8 Tonnen“ vonnöten:
b) Schlafgelegenheiten, die u. U. tagsüber als Sitze dienen können (Abb. 15)
c) Kochgelegenheit
d) Einrichtungen zur Unterbringung von Gepäck und sonstigen Gegenständen
Die hintere Sitzreihe wird für die Schlafunterlage umgeklappt.
Die senkrechten verbauten Holzplatten sind Sperrholz aus Pappel. Die Wände werden auf Druck belastet, so reicht die Druckfestigkeit von 36N/mm² aus. Das Holz lässt sich besonders leicht bearbeiten. Die sonstigen Holzplatten (horizontal verbaut) sind Multiplexplatten aus Birkenholz. Zusätzlich sind die Platten mit Phenolharz beschichtet. Dies erhöhte die Beständigkeit gegen Witterung und Feuchtigkeit. Der umgangssprachliche Ausdruck „Siebdruckplatten“ lässt fälschlicherweise darauf schließen, dass das Druckverfahren Siebdruck zum Einsatz kommt. Alle Holzplatten sind 12mm dick.
In meinem Fall habe ich den Einbau und die Ummeldung vorher mit einem Prüfingenieur des TÜV-Service-Centers besprochen. Vorzeigebilder zu einem Umbau dieser Art gibts bereits hier im Forum. Mehrere Fragen wurden gestellt bzgl. der Anforderungen, die waren aber alle leicht zu bestätigen. In den nächsten zwei Wochen den Umbau gemacht und alles wie geplant umgesetzt. Als ich mit dem Auto dann beim Service-Center stand (Eichstätter Str. 7, München) und der gleiche Prüfingenieur mit dem die Vorbesprechung stattfand mein Auto ansah, war die Sache in 30 Sekunden vorbei. Der Prüfer schüttelte nur den Kopf und weigerte sich das Auto als Wohnmobil einzutragen, weil die Wohnlichkeit nicht vorhanden war. Jedenfalls musste die Sache dann TÜV-intern geprüft werden und ich hatte 1 Woche später meine Eintragung. Na wer sagts denn. Zitat vom Rechtsanwalt: "Es gibt bei solchen Eintragungen kein Ermessensspielraum bzgl. Wohnlichkeit oder ähnlichem. Entweder sind die Kriterien erfüllt oder nicht".
3. Rückrüstbarkeit zum PKW
Die komplette Womo-Box im Kofferraum lässt sich mit zwei Schrauben entfernen.
4. Energiekonzept Zweitbatterie
Um den Kühlschrank, Ladegeräte und andere elektronische Verbraucher zu versorgen und um das liegenbleibe zu vermeiden sollte eine zweite Batterie in das Auto. Ich wählte als geeigneten Einbauort das linke Staufach im Kofferraum. Da kommt man leichter ran als an das rechte aufgrund der Öffnungsseite der Kofferraumtür.
Um die erforderliche Kapazität zu berechnen sammelte ich die Energieverbraucher pro Tag:
Verbraucher | Leistung /W | Dauer /h | Energieverbrauch /Wh |
Kühlbox | 35/2 | 24 | 420 |
Licht | 5 | 2 | 10 |
Ladegeräte | 10 | 4 | 40 |
Aufschlag von 20%: 450*1,2=564Wh
Ladungsmenge: 564/12=47Ah
Ladungsmenge tatsächlich: 2*47=94Ah
Die Kühlbox nutzt das das Prinzip der Kompressionskältemaschine, welches den Kühlkompressor in regelmäßigen Intervallen betreibt. Nur während des Betriebs des Kompressors wird die Nennleistung von 35W benötigt. Es wird angenommen, dass der tatsächliche Energieverbrauch geringer ist.
Ich wählte eine Optima YellowTop YT S 5,5 12V 75Ah.
Nach meiner Erfahrung hält die Batterie bis zu 3 Tage durch. Die Rechnung war also etwas überzogen. Besser so als andersrum.
Als Laderegler benutzt ich ein CTEK D250SA. Der passt in den Hohlraum neben dem Staufach im Kofferraum. Ich benötigte 6m Kabel um den +Kontakt aus dem Motorraum nach hinten zu verlegen. Das Kabel lässt sich gut verstecken.
5. Modulares Konzept der Innenausstattung
Meine Reisearten fallen unter folgende Kategorieren: Alltagsnutzen, Kurzreisen und Mehrwöchige Reisen.
Durch die variablen Einzelmodule lässt sich eine Ausstattung nach den jeweiligen Anforderungen der Reise realisieren. Vor allem dauert das nicht lange.
Die Zweite Rücksitzbank ist auf längeren Reisen zu zweit nicht zu gebrauchen und nimmt nur Platz im Innenraum weg. Darum bietet es sich an ein Unterbau mit ähnlichen Größen zu bauen, der gleichzeitig Verstauraum bietet (siehe Bilder unten).
6. Geringe laufende Kosten
Diese Überlegung stammte noch von der Frage V8 oder Td5. Jedenfalls spart die Womo-Umtragung am meisten Geld. In meinem Fall beträgt die Ersparnis 706€ Versicherung und 191€ Steuer pro Jahr.
7. Verbesserungspotential/Wehwehchen
- Trennen der Schlafplatten von der Womo-Box ermöglichen
- Innenraum ist nicht besonders groß - das sollte einem bewusst sein. Ich komme damit klar - 178cm groß.
eine geringere Sitzhöhe der Womo-Box bedeutet weniger Stauvolumen. - eine dünnere Matratze ist praktischer im Innenraum
Bilder ab hier:
Einbauraum Kühlschrank
Einbauraum Wasserkanister
Drucksprüher und Einbauraum
Platz im Kofferraum
Maße Fahrbetrieb
Maße im Schlafbetrieb
Befestigungsschrauben der Grundplatte
Seiten- und Innenwände werden auf der Grundplatte montiert
Rückwand montiert
Aussparung für das Fach der Heckklappe
Verstrebungen an der Oberseite
Deckel bzw. Sitzplatten mit Klavierbändern
Bündig schließende Deckel
Fertig montierte Deckel
Tisch eingbaut (drehbar)
Eingeklappte Position
Schlafplatte
Eingeklappte Schlafplatten
Konstruktion Unterbau als Rückbank-Ersatz
Umsetzung Unterbau
Position Schienen für Kochschublade
Schublade mit Kochern
Zuschnitt der Matratze (1*1m, 3*30cm)
Kocher mit Kisten
Vorratskisten
Innenraum
Abwasch-Station
Batterie Staufach
Batterie Anschlüsse
Ausklappen der Schlaffläche
Matratze in Betrieb
VG Philipp
Kommentar