Die Beurteilung fällt mir sehr schwer. Einerseits soll das Fahrzeug Robustheit und Off-Road vermitteln, andererseits ist es preislich im deutlich oberen, premium, life-style-Bereich angesiedelt.
Ich verstehe also nicht so recht, an wen sich das Fahrzeug richtet. Für den, der die Robusteit sucht, sind einige Details wohl zu labbrig, zu wabbelig; die Luftauslässe bzw. deren Lamellen zum Beispiel, aber auch die Abdeckungen und Schalter im Dachhimmel, das Brillenfach, etc. Auch die Bedienelemente am Lenkrad wirken nicht wie für die Ewigkeit gemacht. Nach Premium sieht das auch nicht aus - und einigermaßen konfiguriert liegt man halt doch schnell in Regionen um die € 90.000. Lifestyle kann in dieser Preisklasse der BMW X5 um Welten besser - bei besseren Motorleistungen und geringerem Verbrauch.
Auch die Elektronik ist ist weder robust noch spitze: Das System reagiert langsam, z.B. beim Anpassen der Geschwindigkeit am (adaptiven) Tempomat. Unzuverlässig ist sie auch, z.B. schaltete sich der Geschwindigkeitsbegrenzer mehrmals ohne erkennbaren Anlaß ab.
Was auch nervt, ist z.B. daß sich das Display ohne Vorarnung abschaltet wenn man in den Einstellungen herumspielt ohne daß der Motor läuft. Gewiß, das macht man nicht oft - ist für mich aber ein Indikator dafür, daß die Programmierer/innen sich anscheinend wenig Gedanken gemacht haben.
Am Rande: Daß bei einem 0-km-Neufahrzeug die Bedieneinheit des Schiebedachs "spinnt" und sich das Dach mal bewegen läßt, mal nicht, war dem Verkäufer sichtlich peinlich - und läßt mich sehr stark an der Qualität des Materials zweifeln. Und ganz stark an der Robustheit der Produktionsprozesse der Zulieferer.
Fahren: Der D240 scheint beim Anfahren (und beim Kick-down) erstmal abzuwarten, ob der Fahrer tatsächlich beschleunigen möchte oder vielleicht nur eine Streckspastik im rechen Bein erleidet. Dann allerdings marschiert er einigermaßen zügig los und man kann auf der Landstraße auch mal überholen ohne kilometerlang Anlauf zu nehmen.
Der Fahrkomfort des Luftfahrwerks ist spitze. Uneingeschränkt spitze. Die Lenkung präzise und leichtgängig; Winkel und Größe des Lenkrads sind okay. Der Sitz könnte etwas länger sein und mehr Seitenhalt bieten. Bei meinem Probefahrzeg fehlte die Lordosenstütze was sich recht schnell unangenehm bemerkbar machte.
Nervig war ein stetiges Knarzen auf beiden Seiten, dessen Ursprung ich im Kunststoff der geteilten B-Säule vermute - ich konnte das aber nicht eindeutig zuordnen. Egal, es nervt.
Das Meridian-Soundsystem klingt nicht gut. Unpräzise, schwammige Bässe; von knackig weit entfernt. Undifferenzierter Mitteltonbereich, zu spitze Höhen - alles in allem das Klangbild der Billiganlage eines Nutzfahrzeugs.
Das Fahren macht Freude. Angenehm spurtreu auf der Autobahn, geringe Innenraumgeräusche trotz All-Terrain-Reifen und das sogar bei einem Ausflug in die Höchstgeschwindigkeit.
Bei 130 km/h sehr entspannntes Fahren.
Auf kurvigen, teils bergigen Strecken (Bayerischer Wald, Arber-Gebiet) macht das teile ebenfalls Freude. Obwohl der Defender dafür nicht gedacht ist, kann man ihn durchaus "sportllich" um die Kurven zirkeln und es dauert überrschend lange, bis die All-Terrain-Reifen das rutschen anfangen.einlich
Wirkung auf Dritte: Ich denke, da ist man wesentlich weiter weg vom SUV-Klischee. Wahrscheinlich erzeugt man mit einem Defender bei deutlich weniger Menschen Haß- und Neidgefühle als mit einem klasssichen SUV wie z.B. dem o.a. X5. Vor allem dann, wenn der Wagen kein schwarzer Klumpen ist, sondern in einer der freundlichen Farben wie Pangea oder Gondwana dasteht.
Ob ich unterschreibe? Ja, wahrscheinllich. Es ist ein sauteueres Auto mit Macken, die man sich aber als 'Charme' schönreden kann. Innerhalb der Unvernunft, die so einer Fahrzeugklasse immanent ist, wäre ein X5 (oder X3) wohl vernünftiger. Aber halt auch langweiliger.
Und es ist ja keine Entscheidung fürs Leben - wenn einem die Macken zu sehr auf den Nerv gehen, kann man das Teil ja auch wieder verkaufen.
Wie sind denn eure Erfahrungen/Gedanken?
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